Auf der gleichen Welle schwingen

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Woran würdest du merken, dass du mit einer anderen Person auf der gleichen Welle schwingst? Diese Frage habe ich mir Jahre lang gestellt ohne eine konkrete Antwort von meinem Unterbewusstsein zu bekommen. Ist es der Duft einer anderen Person? Wenn wir uns mögen, kann ich den dann gut riechen, und wenn mir der Duft unangenehm ist, finde ich den Menschen dann automatisch unsympathisch? Hat mein Gegenüber vielleicht ein anderes Taktgefühl als ich, wenn er oder sie überhaupt Takt besitzt? Sind es die optischen Reize, die mich mit meinem Gegenüber auf der gleichen Welle schwingen lassen, oder ist es der Klang der Stimme? Ich frage mich, wann Menschen Informationen langanhaltend aufnehmen und abspeichern. Wenn ihnen ihr gegenüber sympathisch oder unsympathisch ist?

Fragen über Fragen und wo sind die Antworten?

Ich erinnere mich bei dem Thema Welle an meinen ersten Familienurlaub auf der Insel Mallorca, genauer gesagt in Canyamel. Ich war 9 Jahre alt und vereiste mit meiner Mutter, meiner Oma und ihren zwei Schwestern. Am Nachmittag unserer Ankunft, lief ich an der Hand meiner Tante Marianne am Strand entlang. Im Hintergrund liefen meine Mutter und Oma hinter uns her und ich höre meine Mama noch heute rufen: „Geh nicht zu dicht ans Wasser! Nicht, dass du dir die kurze weiße Hose versaust oder unter Umständen sogar noch nass wirst.“ Jetzt darf ich dazu sagen, dass meine Mutter da aus Erfahrung sprach, was Wasser in Kombination mit mir bedeutete. Jedes Mal, wenn meine Mom mit mir zu meiner Tante Brigitte gefahren ist und mir etwas Feines angezogen hat, war ich hinterher total nass und dreckig, weil ich mit meinen Lieblings-Cousins Sascha und Björn zum Spielen an die Lahn oder an die Quellen gegangen bin, wo die magische Anziehungskraft von Wasser und Wellen in Kombination dafür sorgten, dass ich beim Spielen ins Wasser fiel. Meist habe ich es alleine aus dem Wasser geschafft. Und wenn ich doch mal Hilfe benötigte, waren Sascha und Björn zur Stelle, um mich aus dem Dreckwasser zu fischen. Sehr von Vorteil, dass ich mich mit den Zweien, damals wie heute, mega gut verstehe, obwohl wir doch alle unterschiedlich sind. Dementsprechend war meine Mutter dann „NOT AMUSED!“, wenn ich klitschnass und dreckig nach Hause kam und mich mit den Worten empfing: „Hab ich es doch gewusst, dass du wieder die schönen Klamotten versaust und klitschnass bist. Jedes Mal dasselbe, wenn ihr Drei spielen geht.“ Heute frage ich mich, wenn sie es doch schon vorher wusste, wie kommt es, dass sie mir meist helle Hosen angezogen hat, wenn wir zu Gitte gefahren sind, anstatt einem alten Jogginganzug oder zumindest Spielklamotten eingepackt hat. Vielleicht hatte sie auch einfach nur Lust zu meckern und das war ein Garant dafür, dass der Wunsch in Erfüllung geht.

Jedenfalls, zurück am Wasser in Canyamel sagte meine Tante Marianne zu mir: „Patrick, immer, wenn eine Welle kommt, dann spring nach oben, sodass sie dich nicht trifft!“ Gesagt getan! Die Welle kommt und ich springe mit meinen Spot-on-Gummisandalen in grün, im Rahmen meiner Möglichkeiten, in die Luft, verpasse die Welle und klatsche mit Wonne ins Wasser. Wie gut, dass meine Tante so fix war und mich festgehalten und am Arm wieder aus dem Wasser gezogen hat, bevor mich die Welle mitreißt. Von hinten ertönt die Stimme meiner Mom: „Habe ich nicht eben noch gesagt, geh nicht so nah ans Wasser! Ich wusste, dass sowas passiert. Du bist klitschnass und voller Sand. Die schöne Hose!“ Da hatte ich wohl nicht den richtigen Rhythmus und das Timing gefunden, um im Gleichklang mit der Welle zu sein. Dazu sei gesagt, ich bin im früheren Leben scheinbar ein Fisch gewesen, denn ich halte mich nur zu gerne im Wasser auf und lasse mich von den Wellen tragen, wenn denn welche da sind. Da meine Mutter scheinbar übersinnliche Kräfte hatte und scheinbar die Glaskugelleserei beherrschte, wundert es mich, dass ihr die Idee mich mit Badehose und Schwimmflügeln ausgestattet ans Meer zu lassen, nicht in den Sinn kam.


Jetzt gib es ja unterschiedliche Arten von Wellen. Mechanische Wellen, wie Wasserwellen, Schallwellen, Seilwellen und Erdbebenwellen, wobei ich letzteres vermeiden möchte. Diese Wellen werden folgendermaßen beschrieben:

Voraussetzungen für das Entstehen einer mechanischen Welle sind:


- Es müssen schwingungsfähige Körper bzw. Teilchen vorhanden sein.


- Zwischen den Körpern bzw. Teilchen müssen Kräfte wirken; es darf also eine kräftemäßige Kopplung vorhanden sein.


- Mindestens einer der Körper bzw. Teilchen muss zu Schwingungen angeregt werden, d. h. es darf Energie zugeführt werden.


Mit einer mechanischen Welle wird Energie übertragen, jedoch kein Stoff transportiert. Durch Kopplung ist es möglich, dass schwingungsfähige Körper bzw. Teilchen von einem anderen Schwinger Energie erhalten und so selbst zu Schwingungen angeregt werden. Dadurch breitet sich die Schwingung eines Körpers bzw. Teilchens im Raum aus. Es gibt auch die Überlagerung von Wellen in der Natur vorkommende Wellen sind in den seltensten Fällen reine monochromatische Wellen, sondern eine Überlagerung aus vielen Wellen unterschiedlicher Wellenlängen. Die Überlagerung erfolgt dabei durch das Superpositionsprinzip, was mathematisch bedeutet, dass alle Wellenfunktionen der einzelnen Wellen addiert werden. Die Anteile der Wellenlängen werden als Spektrum bezeichnet

Dabei können verschiedene Effekte auftreten:

Interferenz – Werden Wellen überlagert, so kann es zu einer konstruktiven Verstärkung, und auch zu einer teilweisen oder gar totalen Auslöschung der Welle (wenn beide Wellenlängen und Frequenzen gleich sind und die Wellen genau gegenläufig schwingen) kommen. Dieses Phänomen spielt im Alltag zum Beispiel bei dem unerwünschten Mehrwegempfang eine Rolle – an einem Ort treffen auf verschiedenen Wegen Wellen eines Senders ein und können sich dort unter Umständen gegenseitig auslöschen.

Soweit die reine Leere äähhhm Lehre. Es ist also bekannt, dass es unterschiedliche Wellenformen gibt, welche am harmonischsten verlaufen, wenn sie im Einklang sind. Ich stelle mir gerade zwei schön exakt gleichlaufende Wellen vor, welche entspannt miteinander auf und ab schwingen. Getragen von dieser gleichen Welle, läuft dann die Kommunikation auch viel leichter.

Ich erinnere mich gerade an meinem ersten Musical Besuch in New York. Schon Wochen vorher habe ich mich auf das Musical AIDA, mit der Musik von Elton John und Tim Rice gefreut. Mein Outfit habe ich ca. dreimal über den Haufen geworfen, weil es meiner Ansicht nach dem Anlass entsprechend entweder nicht fein oder festlich genug war oder unangebracht leger. Ich finde es gerade schön, mich zu besonderen Anlässen aufzubrezeln und die Anzüge, welche sonst gelangweilt im Kleiderschrank abhängen, ans Tageslicht zu bringen. Die Wahl fiel auf meinen schwarzen Nadelstreifen Anzug, weißes Hemd, Krawatte und schwarze Lackschuhe. In New York angekommen, stand ich also nun auf dem Broadway im Zauber der bunten Lichtreklamen und Billboards und dröhnenden Taxihupen. Gehupe! Ich sage nur Reizüberflutung!!! Also schnell ins Foyer des Musicaltheaters, um meinen Augen etwas Ruhe und stilvolles Ambiente zu gönnen. Ich sehe mich also um und bestaune die üppigen Fresken an der Decke, die in der Gründerzeit um 1920 erschaffen wurden. Roter Samt und edle Hölzer schmücken diesen Raum und ich, mit meinem schwarzen Nadelstreifen Anzug, mittendrin. Ich denke glückseliger kann ich kaum noch sein. Plötzlich werde ich aus dieser Glückseligkeit gerissen, weil mir auffällt, dass gut 80% der Zuschauer in Straßenkleidung zum Musical erschienen sind. Binnen Sekunden war meine Laune im Keller und ich rege mich wie das HB-Männchen über diese Menschen auf, die sich entschieden haben, mir optisch den Musicalabend zu verderben. Ich mache mir die Arbeit, das richtige Outfit zusammen zu stellen, um die Musicalkunst und den Rahmen zu würdigen, während andere absolut kein Feingefühl haben, sich dem Anlass entsprechend zu kleiden. Diese Amis und ihre Wohlfühlklamotte passen sich einfach nicht an. Frechheit! Da war nix mehr für mich mit harmonisch, gleichlaufendem Schwung und alle haben die gleiche Ansicht von einem stilvollen Musicalbesuch wie ich. So schnell kann es gehen mit dem verdorbenen Abend. Dazu sei gesagt, ich bin selbst halber Amerikaner und weiß sehr wohl, wann ich mich wo und wie zu kleiden habe. Mürrisch sitze ich auf meinem Sitzplatz, es wird dunkel im prunkvollen Saal und der erste Akt beginnt. Ca. 20 Minuten später als Heather Headley, welche die Rolle der Aida spielt, das Lied „The Past is Another Land“ singt, laufen mir die Tränen die Wangen herunter und ich heule wie ein Schlosshund vor mich hin. Als ich mich umsehe fällt mir auf, dass ich damit nicht alleine bin, sondern das halbe Theater mit mir heult, weil diese Szene und die Stimme von Heather Headley so ergreifend ist. Hier wurde mir klar, dass wir in diesem Theater alle eines gemeinsam haben, wir sind im gleichen Moment von der gleichen emotionalen Welle ergriffen. Mir war dann auch egal ob 80% der Zuschauer im Saal in Straßenkleidung oder im feinen Zwirn weinen. Wir taten es einfach gemeinsam und waren wieder auf der gleichen Welle. Jeder in diesem Theater wünschte sich einen zauberhaften Musicalabend. Also ist die Welle, auf der wir schwingen, am Ende doch die gleiche und nur ich selbst entscheide, ob ich mich in meinen Augen an Äußerlichkeit störe, oder das große Ganze, nämlich den gemeinsamen Spaß am Musical, sehe. Ich habe übrigens den restlichen ersten und den kompletten zweiten Akt damit verbracht, meine Tempos voll zu heulen und der Rest des Publikums heulte mit mir mit. So schnell kann es eben gehen.

Wie wichtig ist es also beim verbalen und nonverbalen Kommunizieren auf der gleichen Welle zu schwingen? Meiner Meinung nach ist es der Schlüssel zum Erfolg. Rapport, so nennt sich der Fachbegriff im NLP dafür, ist für einen wachsamen Menschen sehr einfach herzustellen, selbst wenn wir zu Beginn noch auf völlig unterschiedlichen Wellen schwingen. Ziel hierbei ist es, dass wir zügig wie beim Gespräch mit dem besten Freund oder Freundin, im gleichen Takt und Einklang sind. You go first ist dein Anfang. Wie darf der Ausgang deiner Kommunikation in positiv aussehen, sich anhören oder anfühlen. Wenn du mit dem Gedanken bei dir selbst beginnst, darfst du wahrnehmen, in welcher Stimmung dein Gegenüber ist. Geht die Stimmungswelle nach unten, dann geh kurzweilig mit nach unten und hole dein Gegenüber an seiner Bushaltestelle ab und fahrt gemeinsam in kleinen Schritten wieder nach oben. Der Begriff für diese Technik lautet Pacing & Leading. Pacing = anpassen, angleichen und Leading = führen. Gleich dich deinem Gegenüber in Stimmung, Körperhaltung und Sprachtempo an. Sobald ihr in einem entspannt gemeinsamen Flow seid, kannst du mit dem Leading, also dem Führen in die positive Richtung beginnen. Auch optisch kannst du Rapport herstellen. Stell dir vor, du darfst zu einem Geschäftsmeeting oder Vorstellungsgespräch, um dein Anliegen zu präsentieren. Dir ist bekannt, dass die Firma ein eher konservatives Erscheinungsbild hat, dann ist es eine gute Idee, zumindest am ersten Tag, die Jeans im Schrank zu lassen und im Anzug oder Kostüm zu erscheinen, um dich bereits optisch der Umgebung anzupassen. Ein bisschen wie es ein Chamäleon in der Natur tut. Übrigens können saubere Sneaker auch gut zum Business Outfit passen, wenn du dir zumindest einen Teil von leger erhalten möchtest, damit auch du dich wohlfühlst. Wenn du der Initiator oder die Initiatorin der Konversation bist, dann darfst auch du als erster die Schwingung im Raum wahrnehmen und in der gleichen Stimmung die erste positive Energie als Anstoß für die gleiche Welle in Gang setzen.

Ich habe im Übrigen in unserem Urlaub auf Canyamel mehrere Tage damit verbracht, genau auszutakten, wann ich in die Luft springe, bevor die Welle kommt, um mit ihr im Fluss zu sein und trockenen Fußes wieder auf dem Sand zu landen. Auch meine Mutter hatte dazugelernt und mich vor dem Üben in eine Badehose gesteckt, denn da ist es egal, ob sie nass wird. Nach 4 Tagen hatte ich dann den Dreh raus und ich springe heute noch am Strand mindestens einmal hoch, wenn eine Welle kommt, nur um zu sehen, dass ich das noch perfekt draufhabe.

In diesem Sinne, viel Spaß beim Ausprobieren, die perfekte Welle mit deinen Mitmenschen zu finden.

Make it easy

Dein Paddy

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